Das weiße, kalte Licht durchdrang den Raum und gab ihm eine traurige Erscheinung. Die Plastikstühle auf denen sie saßen, waren unbequem und glatt, sodass man hin und her rutschte, wenn man sich nicht richtig gegen die Stuhllehne stemmte.
Die Frau vor ihnen trug einen Kittel, der das Bild nur vervollständigte. Ihre Brille lag schon fast auf ihrer Nasenspitze, als sie von ihrem Klemmbrett zu uns aufsah. Erst inspizierend, dann lächelnd.
„Herzlich Willkommen im Projekt Yume. Mein Name ist Ms. Harris und ich bin die hiesige Assistentin von Dr. Prof Takinawa, dem Schöpfer dieses Projekts.
Unter all unseren Bewerbern, hat sich Dr. Prof. Takinawa sich, vorerst, für sie vier entschieden.“ Noahs Blick schweifte durch den Raum. Ein Kerl, der aussah wie der Vorzeigesohn einer versnobten Familie, eine kleine, mürrisch wirkende, junge Frau und ihr Gegenstück, das halb lächelnd neben ihr saß und eine natürliche Wärme ausstrahlte, die Noah bisher nur aus Fiktion kannte.
Bisher hatten sie alle noch kein Wort miteinander gewechselt. Noah konnte nicht verleugnen, dass ihn die Erwähnung der vielen Bewerber und selbst unter der Auslese zu sein, ihm imponierte.
„Yume ist ein von ihm geschriebenes Programm, das noch in seiner Betaversion steckt. Yume ist eine traumhafte, virtuelle Welt und ihr Name bedeutet im japanischen Traum. Für mich gäbe es keinen passenderen Begriff.“ Sie schob ihre Brille hoch. „Das Experiment beinhaltet, dass sie als Testpersonen nicht allzu viele Informationen über die Welt erhalten. Jedenfalls für den Anfang.“
Wie aufregend, dachte Noah sich und sog jedes ihrer Worte in sich auf.
Ms. Harris blickte in die Runde und ihre Augen blieben an Noah haften, der rechts von ihr saß. „Bevor wir uns mit den organisatorischen Angelegenheiten abgeben, möchte ich gerne, dass sie sich kurz vorstellen.“ Ihre flache Hand deutete gelassen auf Noah.
Er räusperte sich kurz. „Ehm, mein Name ist Noah Goldstein, ich bin in Los Angeles geboren und aufgewachsen und studiere Theater und Kreatives Schreiben an der UCLA.“ Er blickte unsicher zur Assistentin von Dr. Prof. Takinawa. War das genug?
„Und ich bin Schriftsteller.“, fügte er noch hinzu. Das kam ihm wichtig vor. Sie nickte und deutete dann auf die kleine Schwarzhaarige neben ihm.
Kalea konnte gerade noch soviel Selbstbeherrschung an den Tag legen, um nicht mit den Augen rollen zu müssen. Vorstellrunde? Wo waren sie? Im Kindergarten?
„Ich bin Kalea.“ Sie ließ bewusst ihren Nachnamen aus, den hatte Niemanden zu interessieren. Im Endeffekt saß sie hier mit Fremden. „Und studiere Health Policy and Management.“ Sie schaute zur Seite, um das Wort an die andere weibliche Testteilnehmerin weiterzugeben.
Die Bezahlung war gut, andernfalls hätte Kalea an so etwas nicht teilgenommen. Sie war noch nie ein Mensch gewesen, der sich begeistert zeigte für Videospiele. Für Kalea waren diese nur eine Verschwendung von Zeit. Unproduktive Lebenszeit, sie schnalzte gedanklich mit der Zunge. Aber wenn man dafür bezahlt wird, sich in virtuellen Welten aufzuhalten, war das schon wieder ein ganz anderes Thema für Kalea. Sie konnte jeden Cent gebrauchen. Zwar war dieser technikleere Raum nicht das was sie erwartet hatte, aber ließ sie sich nicht beirren. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um ein schwachsinniges, pixelbehaftetes Spiel... Kalea hatte sich nicht wirklich in die Projektdaten von Yume reingelesen, auch wenn sie spärlich waren. Die höchste Priorität in Kaleas Leben war ihr Studium.